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Modeupcycling

„Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass man aus Altkleidern tatsächlich so schöne neue Mode herstellen kann,“ erklärt die Schülerin Charlotte Gerhardy, die in der Projektwoche der KGS Gieboldehausen zum Thema Modeupcycling arbeitete und aus einem alten Herrenhemd eine Bluse genäht hat. Unterstützt wird das Projekt von den beiden Gieboldehäuserinnen Regina Gutknecht und Hildegard Wiegand, die den Schülern den Umgang mit Nähmaschinen beibringen und Tipps bei der Umgestaltung der Textilien und Materialien geben. Aus Hosen entstehen Etuis, Fleecejacken werden zu Füllmaterial für Kissen zerschnitten, die wiederrum aus Sweatshirts & Co entstanden sind. „Mit einer Applikation aus dem alten Shirt meiner Schwester habe ich eine ungenutzte Decke für meinen Hund Phoebe verschönert“ präsentiert Romy Wagner stolz ihre Handarbeit.

Aber ist es nicht viel zu schade, die Kleidungsstücke zu zerschnippeln? In Theorieblöcken werden die Hintergründe zum Phänomen Fast Fashion beleuchtet. Nach einer NDR-Reportage zum Thema Wegwerfmode fallen in Deutschland alle 2 Minuten 5t Altkleider an. Mode wird in geringer Qualität und möglichst billig in Massen produziert und nach kurzer Zeit entsorgt, da sie nicht mehr dem neusten Trend entspricht. T-Shirts, Hosen und Jacken sind so günstig, dass sie in großer Stückzahl im Kleiderschrank landen und kaum getragen werden.

Der Neukauf ist günstiger als die Reparatur, selbst der Gebrauchtmarkt lohnt sich kaum. Allerdings lassen sich die Altkleider schlecht verwerten, da der Anteil an billiger Chemiefaser steigt, die für Mikroplastikabrieb sehr anfällig ist und nur ein Recyceln zu Putzlappen ermöglicht. Außerdem ist die Weitergabe von Altkleidern in Entwicklungsländer fragwürdig. Die günstigen Preise hinterlassen einen großen ökologischen Fußabdruck und führen zu sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.

Die Siebtklässlerinnen Ronja Tews, Charlotte Unger und Milana Moor sind sehr betroffen, dass Mädchen in ihrem Alter quasi rund um die Uhr ohne Arbeitsschutz für einen Hungerlohn schuften müssen.

„Dass die Produktion eines T-Shirts etwa 2500l Wasser verbraucht“ stimmt Marlene Oertel sehr nachdenklich. Es wird besonders zum Baumwollanbau benötigt, der zusätzlich Unmengen an Naturlandschaft, an Spritz- und Düngemitteln verbraucht. Ein Drittel aller Chemikalien weltweit werden nach Angaben des NDRs in der Textilindustrie eingesetzt. Lara Anhalt stört sich daran, dass das Färben und Bedrucken der Stoffe Flüsse in Asien verpestet und dort die Lebensbedingungen verschlechtert und die Artenvielfalt bedroht. Da der Baumwollanbau, die Spinnereien, Webereien, Färbereien, die Nähfabriken und die Absatzmärkte über die ganze Welt verteilt liegen, werden Textilien bevor sie beim Endverbraucher landen, mehrfach um die Welt verschifft, was die CO2-Bilanz in die Höhe treibt.

Die Lehrerinnen Frau Handel, Frau Merten und Frau Sommer hoffen, die Schüler für die Problematik zu sensibilisieren. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass die Ressourcen unserer Erde unseren Konsum nicht decken.

Auch über Alternativen wurde nachgedacht. Teure Markenkleidung wird meistens unter gleichen Bedingungen produziert. Es gibt allerdings viele innovative neue Materialien und Verarbeitungstechniken, die auf den Markt kommen. Bis sie alltagstauglich sind, sollten wir auf jeden Fall mehr darauf achten, was wir wirklich benötigen, auf gebrauchte Kleidung zurückgreifen oder Mode upcyceln. Clara Nordmann beschreibt, dass es ihr besonders viel Spaß gemacht hat, sich ausprobieren zu dürfen und frei gestalten zu können. Sogar ein männlicher Teilnehmer traute sich an das Thema heran.

Lennardt Pfeffer (10e) nutze die Projektwoche als Gelegenheit um in das Thema hineinzuschnuppern. Für die Gymnasialschüler der KGS steht fürs Abitur ein Schulwechsel an. Aus diesem Grund und durch den Kontakt zu ihren Mitschülern aus den anderen Schulzweigen fangen sie ungewohnt früh an, sich Gedanken über ihre Berufswahl zu machen. Lennardt entscheidet sich ganz bewusst für ein Abitur mit dem Schwerpunkt Gestaltung, um eventuell einen Studiengang im Bereich Mode zu wählen. Schneiderin Hildegard Wiegand (75) freut sich, dass sie ihr Wissen weitergeben konnte, und zeigt den Projektteilnehmern, dass das Schneiderhandwerk sehr alltagstauglich ist.

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